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Der Weg (zum gut erzogenen Hund) ist das Ziel


Eigentlich kann ich diesen Spruch nicht leiden: "Der Weg ist das Ziel." Man kann den Spruch so verstehen, dass es gar nicht wichtig sei, ein gestecktes Ziel jemals zu erreichen. Man könnte sich auf den Weg machen und da dann rumschlendern, ohne das Ziel je zu erreichen. Deshalb finde ich diesen Satz eigentlich ziemlich doof.

Im Hundetraining allerdings hat dieser Spruch viel Wahres. Wenn wir uns das Ziel, einen gut erzogenen Hund haben zu wollen, anschauen, dann endet der Weg zu diesem Ziel tatsächlich nie - auch dann nicht, wenn man das Ziel längst erreicht hat.

Ich werde oft gefragt: "Wie lange wird es dauern, bis mein Hund fertig erzogen ist?"

Kann ich diese Frage pauschal beantworten? Natürlich nicht! Jeder Hund ist anders, und jeder Hundehalter ebenso. Die einen lernen schnell, die anderen brauchen mehr Zeit. Die einen üben fleißig, die anderen ... nun ja. ;-) Wie lange es dauern wird, bis du mit deinem Hund einen Trainingsstand erreicht hast, den du selbst als "fertig erzogen" bezeichnen würdest, hängt von ganz vielen Faktoren ab.

Deshalb: Der Weg ist das Ziel! Stecke dir klare Trainingsziele und arbeite Schritt für Schritt in dem Tempo, was für deinen Hund und dich passt, darauf hin. Hab dabei Spaß und freu dich über jeden noch so kleinen Fortschritt. Je mehr du die Fortschritte anerkennst und je weniger du darüber nachdenkst, was dein Hund "alles noch nicht kann", desto schneller werdet Ihr eure Ziele erreichen.

Der Weg endet aber nicht, wenn du deine Trainingsziele erreicht hast. Viele Hundehalter machen den Fehler, mit dem täglichen Training aufzuhören, wenn sie ihre Ziele erreicht haben. Sie gehen dazu über, die erlernten Dinge nur noch dann, "wenn es wirklich drauf an kommt", von ihrem Hund abzufragen.

Beispiel Rückruf: Du übst fleißig den Rückruf mit deinem Hund und baust über mehrere Monate Rückruf-Übungen in deine täglichen Spaziergänge ein. Irgendwann beherrscht dein Hund den Rückruf so gut, dass du ihn abrufen kannst, obwohl da ein Ball fliegt, ein Jogger joggt, ein Rehknochen am Wegrand liegt oder gerade ein wildes Rennspiel mit dem besten Hundekumpel im Gange ist. Super - Ziel erreicht! Du kannst deinen Hund zuverlässig selbst aus Situationen mit hoher Ablenkung abrufen.

So, der größte Fehler, den du ab dem Punkt machen kannst, ist, dich auf deinen Trainingslorbeeren auszuruhen. Wenn du den Rückruf (ja, OBWOHL dein Hund ihn aus dem Eff-Eff beherrscht) nicht weiterhin einfach um des Übens und Auffrischens willen in deine täglichen Spaziergänge einbaust, deinen Hund dafür lobst und auch gelegentlich mal belohnst, sondern ihn NUR noch vom Jogger, Rehknochen etc. abrufst, dann wird sich der Trainingsstand deines Hundes verschlechtern. Denn dann bekommt der Rückruf für deinen Hund einen faden Beigeschmack: "Immer wenn ich einen Rehknochen finde, einen Jogger begrüßen oder noch länger mit meinem Kumpel spielen will, ruft Frauchen mich zu sich, und der Spaß ist vorbei." Und dann wird dein Hund irgendwann entscheiden, eben mal nicht zu kommen, wenn du rufst. Weil es sich nicht lohnt, sondern nur etwas unterbricht, was gerade Spaß gemacht hat. Und dann wirst du möglicherweise sauer, weil du dir denkst: "Warum hört er nicht? Er kann es doch eigentlich? Sturkopf!"

Der Weg ist das Ziel. "Übe" weiter mit deinem "fertig" erzogenen Hund. Mach kleine Rückruf-, Leinenführungs-, sitz-, platz- usw. Übungen auf deinen Spaziergängen. Achte darauf, dass dein Hund sich gut und gerne an dir orientiert. Auch und gerade wenn Ihr allein in weiter Flur unterwegs seid und es "nicht wirklich nötig" ist. Denn so bleibt es selbstverständlich, ihr bleibt in einer positiven Stimmung, habt Spaß dabei, und dein Hund wird in Situationen, in denen es wirklich drauf ankommt, gut und gerne auf dich "hören". Weil er es einfach gewohnt ist. Weil es Spaß macht und sich lohnt.

Dein Ziel erreichst du, indem du Freude am Weg hast und dir mit dem Ziel keinen Druck machst. Aber wenn du das Ziel erreichst hast, verlasse den Weg nicht, denn sonst wirst du das erreichte Ziel verlieren.

Ich selbst bin mit meinen Hunden täglich in ziemlich reizarmer Umgebung unterwegs - Hunsrück halt. ;-) Ich könnte schnell in Versuchung kommen, meine Hunde einfach so laufen zu lassen und gar nichts mehr zu trainieren. Die beiden sind seit Jahren soweit "fertig erzogen". Aber damit das so bleibt, frische ich alles Wichtige immer mal wieder in kleinen Übungen auf. Und WENN dann mal ein Jogger, Häschen oder Reh des Weges gehüpft kommt, ist dies kein Problem für uns. Denn ein "sitz", "down" (platz) oder Rückruf gehört einfach zum alltäglichen Repertoire. Und das ist der Punkt. Wäre das regelmäßige Wiederholen all dessen, was zur Grunderziehung gehört, nichts Alltägliches, dann würde ich irgendwann ein Problem in nicht-alltäglichen (Hase, Rehknochen, Jogger ...) Situationen bekommen.

PS: Meinen nächsten Blog-Artikel werde ich dem Thema "Was ist eigentlich ein gut erzogener Hund?" widmen.

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